Forschungsprojekte

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Laufende Projekte

1. Archäologische Untersuchungen in Spasinou Charax und seiner Umgebung

Am Zusammenfluss von Eulaios (Karkha) und Tigris gründete Alexander d. Gr. eine Stadt, die bis in das 5./6. Jh. n. Chr. hinein unter Seleukiden, Arsakiden und Sasaniden die Hauptstadt der Region Mesene, d. h. des heutigen Südirak und des nördlichen Golfbereichs, wurde. In der Mitte des 2. Jh. v. Chr. zweifach durch Fluten zerstört, wurde sie unter dem Namen des Neugründers Hyspaosines als Charax Spasinou bekannt. Als bedeutendster Hafen im Bereich des Persischen Golfes war Charax Spasinou über Jahrhunderte die Drehscheibe des Fernhandels zwischen Indien, China und den Zentren der Seleukiden-, Arsakiden- und Sasanidenzeit in Babylonien (Seleukia am Tigris, Ktesiphon) und Elymais (Susa), aber auch der Hafen, über den palmyrenische Kaufleute fernöstliche Waren in das Römische Reich brachten.

Nachdem erst der Eulaios, dann der Tigris ihre Flussbetten änderten, musste Charax Spasinou vermutlich im 7. bis 8. Jh. aufgegeben werden. Die fast 6 km2 große, weitgehend flache Ruine der Stadt, deren Stadtmauer im Norden und Osten allerdings noch über 2,5 km 4 bis 7 m hoch erhalten ist, konnte 1965 von J. Hansman in Jebel Khanabir identifiziert werden. Die Lage nahe der Grenze zwischen Irak und Iran erlaubte jedoch keine archäologischen Arbeiten. Erst 2016 konnten J. Moon, R. Killick und St. Campbell erste Untersuchungen durchführen.

Diese zeigen in Drohnenaufnahmen und Magnetprospektion einen hervorragenden Erhaltungszustand, der es erlaubt, Straßen, außergewöhnlich große Häuserblöcke, Gebäude verschiedener Phasen und Produktionsstätten klar zu erkennen. Im Rahmen eines vom British Cultural Protection Fund finanzierten Projektes zur Kulturerbedokumentation im Südirak wurden die Ruinen von Charax Spasinou 2017 bis 2019 weiter zerstörungsfrei untersucht.

Es ist die Aufgabe des hier beantragten Projektes zum einen mit Hilfe der Daten jenes Projektes, mit dem intensiv kooperiert wird, einen detaillierten Plan der Siedlung sowie ihrer wesentlichen Viertel und Gebäude (Hafenanlagen, Herrscherpalast, Tempel, Produktionsstätten) zu erstellen, um so die Geschichte der Stadt verstehen zu lernen. Diese steht andererseits in engster Beziehung mit den Gewässerverläufen und der Hinterlandnutzung. Deshalb sollen zum zweiten geologische Untersuchungen die antike Umgebung und die wechselnden Flussverläufe und Kanäle rekonstruieren.

Der außergewöhnliche Erhaltungszustand ohne spätere Überbauungen offeriert dabei hervorragende Möglichkeiten, Fragen des Städtebaus und Stadtorganisation, der Lage und des Grundrisses von Palast- und Tempelanlagen sowie der Hafenanlagen nachzugehen. Das Projekt bietet daher die Chance, unsere limitierten Kenntnisse seleukidischer bis sasanidischer Städte der weiteren Region erheblich zu erweitern.

An dem Projekt sind im Rahmen des Lehrstuhls Lena Lambers und Jan Walstra beteiligt.

2. Bozpar Valley

Bozpar ist ein kleines, etwas abgelegenes Hochgebirgstal im Zagros (heute Provinz Bushehr) mit mehreren Ruinenstätten aus der Achaimenidischen bis frühislamischen Zeit. Diese scheinen drei wesentliche Phasen der Landnutzung zu indizieren: eine nomadische Nutzung des Tales bis zur Mitte des 1. Jtsd. v. Chr., dörfliche Strukturen bis zur späten Sasanidenzeit und eine anschließende Transformation des Tales durch extensive Wassersammelanlagen und einen großen Baukomplex, die wir als Arbeitshypothese mit der Aneignung des Tales durch einen dehghan in Verbindung bringen wollen. Erstmalig wäre damit in Bozpar der materielle Niederschlag der Reformen des 6. Jh. zu greifen, durch die der niedere Landadel, zum Rückgrat der sasanidischen Herrschaft wurde. Eine Studie dieser Mikroregion, die archäologischen Survey, geophysikalische Untersuchungen und Architekturanalyse mit kleineren Grabungen verbindet, bietet exzellente Perspektiven beispielhaft die Landnutzungsgeschichte der Fars zu beschreiben.

Das Projekt ist Teil des DFG-geförderten SPP 2176 „The Iranian highlands: Resiliencies and integration in pre-modern societies“. An dem Projekt sind im Rahmen des Lehrstuhls Guiseppe Labisi und Elnaz Rashidian beteiligt.

3. Familienbilder (Abschlusspublikation)

Das Projekt Familienbilder untersucht die Grabreliefs der syrischen Oasenstadt Palmyra, von der aus im 1. – 3. Jh. n. Chr. ein Großteil des Fernhandels mit Gewürzen, Edelsteinen, Seidenstoffen und Metallen zwischen Indien, dem Persischen Golf und dem Mittelmeer organisiert wurde. Die Toten wurden in sog. Loculi in mehrstöckigen Turmgräbern oder Hypogäen beigesetzt, die mit lebensgroßen Büsten der Verstorbenen verschlossen wurden. Beischriften nennen die Namen der Toten, Vater und Großvater bzw. Ehemann. Dies ermöglicht die Rekonstruktion von Stammbäumen von bis zu 10 Generationen und von Familienbeziehungen und den Vergleich der Bildnisse von Verwandten. Die ungewöhnliche Verbindung von Bild und Namen bietet eine einmalige Materialbasis zur Untersuchung der Frage nach der Verbindung von sozialer und räumlicher Nähe im Grab sowie nach dem Porträtcharakter der Bildnisse.

Nachdem ich schon 2008 begonnen hatte, über palmyrenische Porträts zu forschen und in diversen Vorträgen die Verbindung zwischen sozialer Struktur und Gräbern vorzustellen, habe ich für das Thema ein Forschungsprojekt mit Studierenden konzipiert, die in Forschungsseminaren gemeinsam mit dem Dozenten ihre Kriterien und Fragen entwickeln und auf diese Weise forschungsbezogene Abschlussarbeiten verfassen konnten. Eine Publikation, voraussichtlich in der Serie Image and Context (ICON) wird z. Zt. vorbereitet.

4. Publikation:
Kleinkönige und starke Verwalter: Macht und Bedeutung lokaler und regionaler Herrschaft im östlichen Mittelmeer und dem Vorderen Orient von der assyrischen bis sasanidischen Zeit“ (Petty Kings and strong administrators: power and significance of local and regional rulers from Assyrian to Sasanian times), zusammen mit Henning Börm

Diese Publikation geht im Kern auf eine Konferenz zurück, die am 30.9. / 1.10. 2013 im Konzilsgebäude in Konstanz stattfand. Diese beschäftigte sich mit der Frage der eingeschränkten Souveränität von Herrschern. Alleinherrschaft hat ihre natürliche Grenze dort, wo ihre Legitimation über Her- bzw. Abkunft, göttlichen Willen und Wirksamkeit und ihre politischen wie militärischen Durchsetzungsmöglichkeiten enden. Die Frage ist für alle Herrschenden, wie sie mit dieser Problematik der begrenzten Reichweite ihrer Herrschaftsausübung umgehen. Wie wird die faktisch begrenzte Herrschaft von Monarchen gegenüber fremden Territorien in Wort oder Bild kommuniziert, ohne ihre Macht gegenüber den eigenen Subjekten dadurch in Frage zu stellen? Vor allem aber gilt die Auseinandersetzung den Herrschern, die als „König“ bezeichnet werden, obwohl sie weder souverän sind noch Alleinherrscher. Es gilt daher strukturell zu fragen: Was unterschied Könige in solchen Positionen von delegierten Administratoren, Satrapen oder Statthaltern? Wer bewahrte oder erhielt mit Alleinherrschaft verbundene Titel, und welche waren das? Welche Ansprüche werden durch einen Königstitel jeweils erhoben? Welche Art der Selbstdarstellung ist damit verbunden? Gibt es Varianten der Schilderung eingeschränkter Macht in bildlicher Repräsentation?

Die Konferenz war Teil der Veranstaltungen der Netzwerkplattform Vergleichende Monarchieforschung in der Vormoderne. Aus verschiedenen Gründen hat sich das Publikationsprojekt bislang verzögert, soll aber nun, wenn weitere eingeladene Beiträge eingetroffen sind, zum Abschluss kommen.

5. Kultpluralität, Segregation und Integration: Transformationen religiöser Systeme zwischen Alexander und Yazdgird I.

Für kaum eine Region und Zeit ist die Vielfalt der Möglichkeiten religiöser Selbstverortung so groß wie unter seleukidischer und arsakidischer Herrschaft. Die Verehrung von traditionellen altorientalischen Göttern steht neben Stammesgottheiten, translokalen Gestirnsgöttern und monotheistisch-abstrakten Gottesvorstellungen. Die Formeln für die bildliche Darstellung der Götter wiederum werden zum großen Teil aus dem Formenschatz griechisch-römischer Skulptur bezogen. Gleichzeitig finden sich bedeutende jüdische und ab dem 1. Jh. stetig wachsende christliche Gemeinden in Mesopotamien.

Es ist Ziel dieses Projektes, die Interdependenzen und kulturellen Vermittlungsstrategien zwischen den Kultgemeinschaften zu untersuchen. Den Fragen soll mit Hilfe der vielfältigen Zeugnisse für Religion und Kult in textlichen, materiellen und bildlichen Quellen nachgegangen werden. Dazu zählen aus dem Bereich der materiellen Kultur Architektur, Statuen, Terrakotten und Siegel­darstellungen. An Schriftquellen treten Bau- und Weihinschriften, theophore Elemente in Namen sowie Nachrichten in antiker römischer und syrischer Literatur hinzu.

Lehrprojekt Ausstellen

Zusammen mit den Kollegen Prof. Dr. Harald C. Reiterer (Informatik & Informationswissenschaft an der Universität Konstanz) und Prof. Eberhard Schlag (Architektur und Kommunikationsdesign an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) Konstanz) habe ich in den letzten Jahren erfolgreich ein gemeinsames Lehrprojekt „Ausstellen“ entwickelt und implementiert. Seit dem WS 2013/14 bieten wir im Rahmen unserer jeweiligen MA-Studienprogramme Wahlmodule und Projekte mit gemeinsamen Veranstaltungen zum Thema Ausstellungen an. In diesem Rahmen wird alle zwei Jahre eine gemeinsam von den Studierenden der verschiedenen Disziplinen konzipierte Ausstellung entwickelt. Bislang haben wir 2015/16 die Ausstellung „Tell Genderes – 20 Meter Menschheitsgeschichte“ und Juni-September 2017 die Ausstellung „Rebuild Palmyra?“ durchführen können vgl. http://rebuild-palmyra.de/. Des Weiteren kooperieren wir mit dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe bei der Neuaufstellung der Sammlungen.

Die gemeinsamen fach- und hochschulübergreifenden Veranstaltungen sind bewusst nicht als eigener Studiengang konzipiert. Stattdessen sollen die Studierenden der beteiligten Disziplinen die Möglichkeit behalten, sich als ausgewiesene Fachwissenschaftler*innen auf alle Stellen in ihrem jeweiligen Fach zu bewerben und/oder zu promovieren. Das Ziel ist keine neuerliche Spezialisierung, sondern die Gelegenheit durch interdisziplinäre Arbeit und dem Erwerb von besonderer Vermittlungskompetenz in der Zusammenarbeit mit Museen eine attraktive Zusatzqualifikation zu gewinnen.

Ausstellungen

Tell Genderes – 20 Meter Menschheitsgeschichte

Die Ausstellung Tell Genderes – 20 Meter Menschheitsgeschichte wurde im Rahmen einer Lehrkooperation zwischen den Masterstudiengängen Architektur und Kommunikationsdesign der HTWG Konstanz (Prof. Eberhard Schlag), Information Engineering (Prof. Dr. Harald Reiterer) und Geschichte/Kulturwissenschaft der Antike (Prof. Dr. Stefan R. Hauser) der Universität Konstanz entwickelt.

Tell Genderes ist die Ruine einer mittelgroßen antiken Stadt (Gindaros) im Afrintal, 30 km von Antakya (Antiochia) entfernt. Archäologische Untersuchungen des 20 m hohen Siedlungshügels durch Prof. Dr. D. Sürenhagen, Universität Konstanz (1993-2005), und den syrischen Antikendienst, Dr. A. Abdulrahman (2006-11), wiesen Besiedlungsschichten vom 5. Jahrtausend v. Chr. bis in das 7. Jh. n. Chr. und ein in seleukidische Zeit zurückreichendes hippodamisches Straßensystem nach. Die Ausstellung zeigte die Ergebnisse der Untersuchungen und kontextualisierte die Stadtentwicklung in ihren historischen Bezügen. Zudem wurde die aktuelle Problematik von Kulturzerstörung durch Raubgrabungen thematisiert.

Die Ausstellung fand von Dezember 2015-Februar 2016 im städtischen Museum BildungsTURM in Konstanz statt. Weitere Informationen unter http://www.tell-genderes.de/

https://www.youtube.com/watch?v=WVXsycGxoiU

Rebuild Palmyra? Zukunft eines umkämpften Welterbes

Rebuild Palmyra? ist das zweite Ausstellungsprojekt der Kooperation zwischen der Hochschule Konstanz und der Universität Konstanz. Die Ausstellung hilft dem Besucher, die historische Bedeutung Palmyras und die aktuellen Diskussionen um den Schutz von Weltkulturerbe zu verstehen und eigene Positionen zu entwickeln.

Die Oasenstadt Palmyra inmitten der syrischen Steppe gelegen, spielte im 1. – 3. Jh. n. Chr. eine entscheidende Rolle für den Fernhandel zwischen Indien und dem Mittelmeer. Ihre umfangreichen, außergewöhnlich gut erhaltenen Ruinen von Tempeln, Theatern, kilometerlangen Säulenstraßen und Gräberfeldern schlugen seit dem 17. Jh. Reisende und Forscher in ihren Bann und spielten eine zentrale Rolle in wissenschaftlichen und öffentlichen Diskursen über Orientbilder, Romanisierung und antiken Fernhandel. Aufgrund der Zerstörungen durch den Daesh (IS) zwischen 2015 und Januar 2017 ist Palmyra zum Inbegriff der Gefährdung von Weltkulturerbe geworden.

Konfrontiert mit den Nachrichten über die Zerstörungen in jüngster Zeit und auf der Basis einer multimedialen Erläuterung der Geschichte und der Rolle der Oasenstadt in der Antike, gibt die Ausstellung den Besuchern die Möglichkeit, selbst ihre persönlichen, informierten Entscheidungen zu treffen, ob und wenn ja, aus welchen Gründen die zum Symbol für die Gefährdung von Weltkulturerbe gewordene Ruinenstadt wieder aufgebaut werden sollte.

Die Ausstellung war vom 30.6. – 17.9. 2017 im BildungsTURM Konstanz zu sehen. Auf der Website http://rebuild-palmyra.de/ können virtuelle Touren durch die Ausstellung und durch Palmyra im Jahre 2007 abgerufen werden. Dort findet sich auch eine Augmented-Reality App, die es ermöglicht, die bedeutendsten Gebäude Palmyras in verschiedenen Zuständen, d.h. vor und nach den Zerstörungen durch Daesh (IS) und in Rekonstruktion des historischen Zustandes, dreidimensional zu betrachten.

Berichte über die Ausstellung u.a. vom Deutschlandfunk, dem Schweizer Kulturradio, dem SWR-Fernsehen und al-Jazeera (englischsprachiges Programm) finden sich unter:

SRF: https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/palmyras-digitale-auferstehung

DLF http://www.ardmediathek.de/radio/Aus-Kultur-und-Sozialwissenschaften-D/Ruinenstadt-Palmyra-Wiederaufbau-oder-M/Deutschlandfunk/Audio-Podcast?bcastId=21679100&documentId=44230424

Al-Jazeera https://www.youtube.com/watch?v=WOxe3L1Mufc

Ein längeres Gespräch zwischen Ellinor Landmann (SRF) und Stefan R. Hauser über Kulturzerstörung findet sich unter:

https://www.srf.ch/sendungen/kontext/kuenste-im-gespraech-tiefe-einsichten-und-elegante-ansichten

Weitere Links auf der Ausstellungswebsite.