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Signaturen der Frühen Neuzeit

Signaturen der Frühen Neuzeit

Die Einheit einer Epoche ist nicht gegeben, sondern Ergebnis theoretischer und historiographischer Perspektivierungen, in denen die Spezifika eines historischen Zeitraumes identifiziert und in einen Zusammenhang gebracht werden. Die Forschungsstelle stellt sich dieser Problemstellung unter der Voraussetzung, dass Beobachtungskategorien und Unterscheidungen für dieses Unterfangen konsequent zu historisieren sind. Das kommt im Konzept der „Signaturen“ zum Ausdruck. Wir verwenden es bewusst im Plural, weil wir von einer Mehrheit solcher einheitsstiftenden Zusammenhänge ausgehen.  Mit der Frage nach den „Signaturen“ markiert die Forschungsstelle einen verbindenden Diskussionshorizont für thematisch und methodisch sehr unterschiedliche Forschungsvorhaben, die sich darüber hinaus durch ein gemeinsames Interesse an kommunikations- und mediengeschichtlichen Fragen auszeichnen. Sie verstehen sich als Beiträge zu einer Geschichte der Differenzsetzungen, mit denen die Welt der Frühen Neuzeit von den Zeitgenossen hervorgebracht und geordnet wurde. Wir betrachten dabei die Frühe Neuzeit als eine Transformationsepoche, in der die vormoderne Gesellschaft Europas sich zur modernen Weltgesellschaft wandelte. Wie, so die daran anschließende kritische Frage, gehen wir dann mit möglichen Meistererzählungen um?

Die „Signaturen“ verdichten für uns drei Verweisungszusammenhänge:

  1.  Signaturen verweisen auf die Historizität der Selbst- und Weltbeobachtung und öffnen damit den Blick für deren diskursive Voraussetzungen. Schon der Bezug auf frühneuzeitliche zeichentheoretische Reflexionen verdeutlicht, dass sich die Frühen Neuzeit weder als lineare Entwicklung zur Moderne hin noch als in sich selbst einheitlich beschreiben lässt. Vielmehr zeigt sich hier eine bezeichnende Fragmentierung der Epoche, die sich dann auch in der Herausbildung unterschiedlicher Semiologien (etwa entlang der konfessionellen Grenzen) äußert.
  2. Signaturen kennzeichnen die Eigenlogik der Vollzugsweisen, in denen die Welt kommunikativ und beobachtend hervorgebracht wird. Zum einen zielt dies auf die epochenspezifischen Ausprägungen von Selbst- und Weltbeobachtung, zum anderen aber auch auf deren mediale und materiale Voraussetzungen. Hier wird die Wechselseitigkeit kommunikativer und sozialer Strukturbildung greifbar. Denn die Möglichkeit zu sozialem Wandel hängt in hohem Maße von Formen und Medien (etwa Anwesenheitskommunikation oder Schriftlichkeit) der Kommunikation ab.
  3. Mit Signaturen sei zudem auf die offene Frage Bezug genommen, wie wir uns gegenüber den kommunikativen, medialen und diskursiven Voraussetzungen der Frühneuzeithistoriographie selbst sowie der gegenstandskonstitutiven Dimension ihrer Narrative und Repräsentationsweisen verhalten.

In institutioneller Hinsicht konstituiert sich die Forschungsstelle als interdisziplinärer Arbeits- und Diskussionszusammenhang, an dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lehrstuhls von Rudolf Schlögl sowie verschiedene Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler des Clusters beteiligt sind.

                                            Rudolf Schlögl, Sibylle Röth und Isabelle Schürch

Beteiligte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler:

Rudolf Schlögl, Sibylle Röth,  Jan Marco Sawilla, Jan Behnstedt, Sandro Liniger,  Lasse Stodollick, Michael Borck,  Ramy Youssef, Maria Tauber, Jenny Krez.

Ehemals beteiligt:

Anne Diekjobst, Michael Hohlstein, Monika Barget, Enrique Corredera Nilsson,  Isabelle Schürch, Nadir Weber, Malte Griesse, David de Boer, Vanessa Eichberger, Livia Gertis, Anna-Lisa Bauer, Janine Firges, Milica Pavlovic Almer,  Joel B. Lande, Dr. des. Robert Suter †

Konstanzer Arbeitskreis Ideengeschichte

Der „Konstanzer Arbeitskreis Ideengeschichte“ ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Interesse an ideengeschichtlichen Fragestellungen. Initiiert 2018, trifft sich der Arbeitskreis einmal im Semester zu einem Workshop. Ziel ist der epochen- und disziplinübergreifende Austausch über aktuelle Forschungsprojekte mit ideengeschichtlichen Ansätzen sowie deren theoretische Reflexion wie methodische Weiterentwicklung.

Ideengeschichte wird dabei in einem weiten Sinne verstanden, sodass Anknüpfungsmöglichkeiten und Überschneidungsräume mit vielfältigen kulturwissenschaftlichen, aber etwa auch rechts- und philosophiegeschichtlichen Fragestellungen in den Blick genommen werden können.

Wir freuen uns jederzeit über Interessierte! 

Koordination: Dr. des. Sibylle Röth und Dr. Sina Steglich

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