Forschung der Professur für Neuere Geschichte (Frühe Neuzeit)
Die Zeit vom ausgehenden 15. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert wird seit etwa vierzig Jahren als Frühe Neuzeit – und damit als eigenständige Epoche – begriffen und erforscht. Frühe Neuzeit umfasst die säkularen Wandlungsprozesse, die aus der Welt des Mittelalters hin zur Moderne des 19. und 20. Jahrhunderts führten
Diese Umformung war fundamental. Sie betraf die Formen der Vergemeinschaftung und Gruppenbildung sowie des Wirtschaftens ebenso wie die Ordnung des Wissens und die politische Organisation der Gesellschaft. Diese Transformation der vormodernen Gesellschaften lässt sich auf einer Vielzahl von Themenfeldern nachvollziehen. Im Vordergrund des Forschungsinteresses stehen gegenwärtig Reformation und Konfessionalisierung, das Werden des modernen Staates, die Expansion Europas in die übrige Welt und der Aufstieg des Kapitalismus, die "Erfindung" der modernen Wissenschaft und die Säkularisierung der Weltdeutungen, Umgestaltung und disziplinierende Formung von Verhaltensweisen oder auch Entwicklung neuer Formen der sozialen Kommunikation und Gruppenbildung.
Die Geschichtsschreibung zur Frühen Neuzeit war und ist ein Experimentierfeld für neuere methodische Ansätze. Geschlechtergeschichte, die Perspektive der Wahrnehmungs- und Erfahrungsgeschichte oder auch die Mikrohistorie haben in Forschung und Lehre ihren festen Platz. Frühneuzeitliche Forschung steht immer in einem engen methodischen Austausch mit benachbarten Kulturwissenschaften. Sie diskutiert Fragestellungen und Methoden der Anthropologie, reflektiert die Theorieentwicklung in den Sozialwissenschaften und greift konzeptionelle Neuorientierungen in den Literaturwissenschaften auf. Die Forschungen in Konstanz sind deswegen interdisziplinär ausgerichtet und stark medien- und kommunikationstheoretisch orientiert.