Mediterrane (Dis-)Konnektivität: Die südliche Adria im Zeitalter der europäischen Territorialisierung, 1699-1856
Forschungsprojekt von Jovo Miladinović
Anstatt Südosteuropa ausschließlich als terrestrischen Raum zu erforschen, schlägt mein Projekt vor, sich der Geschichte Südosteuropas durch eine maritime Perspektive zu nähern, da die Region von fünf Meeren umgeben ist, die ihre Geschichte stark beeinflusst haben. Die Adria war der zentrale Kommunikationsraum zwischen Nordafrika, Südost- und Mitteleuropa. Am Beispiel der Adria untersuche ich die adriatische Politik Venedigs, Wiens und Istanbuls zwischen 1718 und 1856, um imperiale Wahrnehmung und Praktiken maritimer Territorialisierung zu vergleichen und beziehungsgeschichtlich zu untersuchen. Ein maritime turn kann das geschichtswissenschaftliche Bild Südosteuropas als Kontaktzone zwischen Europa, Afrika und Asien – ein bis heute umkämpfter Schnittpunkt der Imperien, Kulturen und Religionen – maßbeglich erweitern und ergänzen und terrestrische Klischees vom Balkan überwinden. Dieser maritime turn kann eine verengende terrestrische Sicht des Historischen überwinden und in der Forschung tief verwurzelte wissenschaftliche räumliche Kategorien hinterfragen. Dabei geht es um die Wechselwirkung zwischen Meer, Küste und Hinterland, d.h. drei Räume, deren Grenzen man nicht deterministisch betrachteten sollte. Ich möchte nicht nur die gesamte Adria, sondern auch ihre Verflechtungen und Interaktionen mit Nordafrika und Mitteleuropa in den Blick nehmen. Der maritime turn erfordert die Auseinandersetzung mit maritimen und terrestrischen Konnektivitäten, Diskonnektivitäten und den Bewegungen von Menschen, Gütern und Ideen. Um den Fokus auf die nördliche und westliche Adria zu überwinden, konzentriere ich mich auf die Republik Dubrovnik, die venezianische Bucht von Kotor und die drei osmanischen Provinzen: Montenegro, Herzegowina und Albanien, wo sich die venezianische, habsburgische und osmanische Adria überschneidet. Mit diesen Akteuren aus der südlichen Adria mussten Venedig, Wien und Istanbul kooperieren und konkurrieren, wenn es um die Frage ging, wem die Adria gehörte. Lesen Sie weiter ...